Lieber Trash statt Bildung

 

Lieber Trash statt Bildung

Die sogenannte Ministerpräsidenten-Konferenz (MPK) der Länder hat am gestrigen 25. Oktober 2024 die Reduzierung und teilweise Zusammenlegung von Sendern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beschlossen. Offizieller Grund für diese Reform ist der Anspruch an die Sender, zu sparen und somit die Beiträge niedrig zu halten und Erhöhungen zu verhindern.

Die finale Finanzierung haben die Länder bisher zwar noch nicht beschlossen, aber es ist jetzt schon klar, dass bestimmte Angebote vor allem im Bereich Kultur und auch einige Online-Programme gestrichen werden.

Die derzeitige Leitung der Länderkammer hat Sachsen inne und so war es auch Ministerpräsident Kretschmer, der im Heute-Journal (25.10.2024) darauf hinwies, dass es viele Skandale innerhalb der Rundfunkanstalten gegeben habe und man jetzt vor allem die Qualität der Berichterstattung erhöhen müsse.

Das Ganze kann aus meiner Sicht im Gesamtkontext der Kritik an den öffentlich-rechtlichen Sendern betrachtet werden, die schon seit längerer Zeit in der Diskussion steht. Vor allem die konservativen Kräfte haben sich bei dem Beschluss der MPK offensichtlich durchgesetzt. Historisch betrachtet war ihnen der Rundfunk der Länderanstalten schon immer ein Dorn im Auge, da man vor allem Sender wie den WDR oder den NDR als zu „links“ und progressiv betrachtet hat. Das ist ja auch der Grund dafür, dass das ZDF 1961 als Gegenpart zur ARD mal gegründet wurde. Heute ist das „Zweite“ aber offenbar auch zu liberal für einige politische Kräfte geworden, wie es scheint.

Aus der ganz rechten Ecke wird den Öffentlich-Rechtlichen mit deutlicher Ablehnung oder gar mit Hass begegnet. Der hetzerische Ausruf „Lügenpresse“ schlägt den Sendern vor allem aus diesen Kreisen entgegen.

Bei der Frage, wie das alles zu bewerten ist, muss man sich den Hintergrund der allgemeinen Kritik schon einmal näher anschauen. Die Sendeanstalten haben von jeher neben der Unterhaltung auch einen Bildungsauftrag – so zumindest der Anspruch daran. Immer weniger Menschen nutzen heutzutage jedoch grundsätzlich die Möglichkeiten der Information z.B. durch die Nachrichtensendungen. Auch das Thema Kultur, das vor allem bei Sendern wie Arte oder 3-Sat vorkommt, hat eher den Spartencharakter für eine gebildete Minderheit, was an den Einschaltquoten deutlich wird. Die „Wut“ der Menschen auf die Zwangsfinanzierung der Rundfunkanstalten durch die von der GEZ eingezogenen Beiträge hat also auch damit zu tun, dass man gar nicht einsieht, weshalb man denn für etwas zahlen solle, das man gar nicht nutzt.

Hier kann und wird vor allem von den genannten rechten und konservativen Kräften natürlich auch politisches Kapital daraus geschlagen. Anders ist auch Kretschmers eher populistisch zu betrachtende Aussage nach „mehr Qualität in der Berichterstattung“ nicht zu verstehen, denn qualitativ hochwertig – wenn auch tendenziös wie eh und je – sind die Nachrichten von ARD und ZDF mit Sicherheit. Zumindest weitaus eher, als viele der Nachrichtensendungen der privaten Fernseh- und Radiosender.

Allein die Kritik an der Finanzierung des allgemeinen Rundfunks macht die ganze Verkehrtheit dieser Diskussion schon deutlich. Natürlich müssen sich die Öffentlich-rechtlichen durch die Beiträge finanzieren. Private Sender werden durch Werbung und privaten Besitz finanziert – dementsprechend ausgerichtet sind auch die darin vertretenden Meinungen und Absichten in den Programmen. Von der generell nicht vorhandenen Qualität der Privaten mit ihren zum großen Teil trashigen bis absurden Sendungen aus dem untersten Niveaulevel, die oftmals nur niedrige Instinkte und den Voyeurismus der Zuschauer ansprechen, will ich hier gar nicht sprechen.

Das wäre jedoch einmal eine Aufgabe für die Politik, sich den teils menschenverachtenden Trends der privaten Sender zu widmen und hier eine Mindestqualität der Programme zu fordern und durchzusetzen, welche die Menschenwürde der darin gezeigten Inhalte überprüft und einhält. Wenn wieder mal die ärmsten Schichten der Gesellschaft in Formaten wie „Hartz aber herzlich“ öffentlich vorgeführt werden, sogenannte „Stars“ sich nackt auf der Insel oder im Dschungel in Insekten suhlen oder junge Frauen von widerlich-herrischen Modegouvernanten mit Quietschestimme auf Modell getrimmt werden, dann müsste die Politik eingreifen und vor allem müsste die öffentliche Ächtung der Gesellschaft für diesen ganzen Medienmüll erfolgen.

Ich weiß, das bleibt nur ein frommer Wunsch, denn „Brot und Spiele“ passen eben besser ins Konzept als Kultur und politische Bildung.          

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Krieg der Klassen

Er ist leider wieder da ...