Danke FDP
Danke FDP
„Danke Merkel“, das war einer der populistischen Ausrufe
der letzten Jahre bei unzähligen Protestveranstaltungen gegen die Politik der
Regierung der großen Koalition. Unabhängig von der tatsächlichen Bewertung
dieser Politik hatte man damit im Grunde die „Schuld an allem“ auf den Namen
der damaligen Kanzlerin geschoben und dies mit dem Ausruf mehr oder weniger
sarkastisch dargestellt.
Wenn man die Schuldfrage an der aktuellen politischen und
vor allem auch wirtschaftlichen Situation in den gleichen Kontext stellt, müsste
man stattdessen heute „Danke FDP“ ausrufen – nur diesmal mit viel größerer
Berechtigung der Pauschalkritik.
Deutschland steht als bisheriger Profiteur der
Globalisierung und des Exportes durch freie Märkte und Warenverkehre aufgrund
der aktuellen geopolitischen Weltlage mit deutlichem Protektionismus und
Lieferschwierigkeiten aufgrund von Umweltkatastrophen oder kriegerischen
Auseinandersetzungen wirtschaftlich immer schlechter da. Die Folgen der
Coronapandemie mit ihren Einschlägen scheinen zudem immer noch nicht vollständig
überwunden zu sein. Die allgemein als schlechter empfundene Lage führt zu Kaufzurückhaltung
der Menschen und die Summe all dieser Umstände wirken sich negativ auf die
größte Wirtschaft Europas aus.
Wenn man sich nun die Frage stellt, was denn die FDP für
diese Entwicklung könne, ist zunächst einmal darauf zu antworten: natürlich
nichts. Aber die auf diese Entwicklung folgende und notwendige Politik und
deren Entscheidungen liegen durchaus in der Verantwortung der an der
derzeitigen Ampel-Koalition beteiligten Parteien. Seltsamerweise werden dabei
aber vor allem immer die Grünen ins Visier der Kritik an der Ampel genommen.
Das sogenannte Heizungsgesetz und das damit angeblich angerichtete Chaos wird
dazu immer gern zitiert und auf Robert Habeck als verantwortlichen Minister
gemünzt.
Schaut man sich jedoch mal genauer die Historie dieses
Beispiels an, dann stellt man fest, dass der Gesetzentwurf für die Erneuerung
der Heizungen und des Energieverbrauches privater Haushalte schon im damaligen
Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und FDP genau so beschrieben war, wie er
dann als Entwurf ins Kabinett eingebracht wurde und dann aber durch interne
Indiskretionen (vom wem wohl?) an die Öffentlichkeit gelangte. Als die
künstliche Empörung über den angeblichen Zwang zum Einbau von Wärmepumpen dann
richtig Fahrt aufgenommen hatte, war es die FDP, die auf diesen Zug aufsprang
und sich populistisch als Retter der Privatverbraucher aufspielte. Ein „Hundert-Fragen-Katalog“
an Habecks Ministerium musste es sogar gleich sein, als hätte man den Entwurf
des Gesetzes gar nicht gekannt. 100 Fragen sind es dann lange nicht geworden,
aber die politische Heuchelei kam in den Medien und den Talk-Shows zumindest
an.
Zur DNA der FDP gehört neben solchen Ränkespielchen
offenbar auch das fast schon als manisch zu betrachtende Festhalten an der
sogenannten Schuldenbremse – selbst wider den Empfehlungen von nicht gerade als
progressiv bekannten Wirtschaftssachverständigen und Instituten, die doch
ansonsten immer auf der selben Welle schwimmen, wie die vermeintlich Liberalen.
Genau dieses krampfhafte Festhalten an einer unsinnigen
und ungeeigneten Verhinderungsstruktur von notwendigen Investitionen für die
Zukunft führt derzeit zu einer immer schlimmeren Schieflage der deutschen
Wirtschaft mit den entsprechenden Folgen. Angesichts der oben beschrieben Situation
ist es zwingend notwendig, dass in Deutschland (und auch in und für Europa)
investiert, gefördert und unterstützt wird, bis der sprichwörtliche Arzt kommt,
um das mal flapsig auszudrücken. Wir benötigen zudem niedrige Energiepreise
sowohl für energieintensive Unternehmen, als eben auch für private Verbraucher.
Der Ausbau der erneuerbaren Energieerzeugung muss endlich mit Klotzen, nicht
mit Kleckern erfolgen. Gleiches gilt für die Ladeinfrastruktur der E-Mobilität
und die damit verbundenen Strompreise.
Wenn man nicht den Anschluss an andere Weltregionen
verlieren will, gleichzeitig eine Alternative zur bisherigen Globalisierung auf
europäischer Ebene finden muss und zudem die Transformation in die neue
Mobilität und Energieerzeugung nicht in den Sand setzten möchte, dann ist das
notwendig, was Olaf Scholz als „Doppel-Wumms“ bezeichnete – und zwar in
x-facher Höhe und für eine lange Zeitdauer.
Was macht die FDP stattdessen? Sie verhindert genau diese
Notwendigkeiten durch ihre Blockade innerhalb der Koalition. Das macht sie
natürlich aus gutem Grund – zumindest aus ihrer Sicht. Der Schutz ihrer Klientel
ist ihr wichtig. Und das ist mitnichten die Wirtschaft an sich, obwohl man
dieser Partei ja auch immer den entsprechenden Sachverstand andichtet. Es ist
schlicht das reichste ein Prozent dieser Gesellschaft und dessen Vermögen,
welches die Partei mit allen Mitteln verteidigt.
Eine notwendige Vermögens- und Erbschaftssteuer oder
entsprechende Anleihen seitens des Staates an diese Vermögen wären ja eine
Möglichkeit zur Finanzierung der notwendigen Investitionspolitik. Aber dagegen
wird bekanntlich aus allen Rohren geschossen. Das Schein-Argument, man wolle
künftigen Generationen nicht zu große Lasten aufbürden, kann man getrost als
das betrachten, was es ist: verlogen und gleichzeitig kurzsichtig. Schaut man
sich z.B. die kürzlich in Dresden eingestürzte Carolabrücke an, dann erkennt
man, was wir kommenden Generationen in Wahrheit hinterlassen, wenn wir nicht
investieren. Das ist keine verantwortliche Wirtschaftspolitik, das ist
kriminell.
Lieber sucht sich Christian Lindner aber wieder die Schwächsten
der Gesellschaft als Zielopfer heraus und fordert derzeit, dass Bürgergeldempfänger
künftig statt der tatsächlich anfallenden Miete und der Nebenkosten nur noch
eine Pauschale bekommen. Dadurch könne man nach Aussage des Finanzministers
Milliarden sparen. Die Empfänger der Leistungen könnten dann ja selbst
entscheiden, ob sie umziehen wollten oder wie sie heizen würden –
menschenverachtender geht es wirklich nicht mehr. Am Ende zerstört diese Partei
jeden Ansatz von wirtschaftlicher Vernunft und notwendiger Reaktion auf die Herausforderungen
der Zukunft. Sie darf aus meiner Sicht keine politische Verantwortung mehr
übernehmen und wird wohl bei der nächsten Bundestagswahl zu Recht den Einzug in
das Parlament nicht mehr schaffen.
Danke FDP
Kommentare
Kommentar veröffentlichen