Trump Station?

Israel hat vor, einen Bahnhof in der Altstadt von Jerusalem nach Donald Trump zu benennen, wie man heute in den Medien lesen konnte. Die neue Haltestelle soll die Züge unterirdisch bis zur sogenannten Klagemauer führen. Als Grund für die Benennung dieses geplanten Bahnhofes sei der „Mut Trumps, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen“, wie es aus israelischen Regierungskreisen heißt.

Dazu ist anzumerken, dass dieses Bauvorhaben perfekt zum amerikanischen Präsidenten passt. Unterirdisch und Trump sind zwei Attribute, die ich sofort im Zusammenhang sehe und auch die Tatsache, dass die Haltestelle genau an einer Mauer endet, kommt dem Mann mit dem blondierten Waschbärfell auf dem Kopf sicher entgegen. Israels Regierung unter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat damit übrigens wieder mal das Feingefühl einer Dampfwalze bewiesen, befindet sich die Altstadt doch im hauptsächlich von Palästinensern bewohnten Ostteil Jerusalems, bei denen die Wahl des Namenspatrons für den neuen Bahnhof sicher hervorragend ankommt.

Bemerkenswert ist dabei insgesamt die Tatsache, dass man damit einen Mann zu ehren gedenkt, der sich nachweislich von Rechtsradikalen wie dem langjährigen Betreiber von Breitbart News, Stephen Bennon, unterstützen lässt und der Naziangriffe auf Gegendemonstranten in den USA öffentlich relativiert und verharmlost. Ausgerechnet eine israelische Regierung huldigt damit also jemandem, der sich von Menschen, die sich in der Tradition der Täter des Holocaust sehen, zumindest nicht deutlich distanziert, sondern sich von ihnen finanzieren und unterstützen lässt. Und das alles nur, weil Trump Jerusalem entgegen aller bisherigen Empfehlungen als Hauptstadt anerkennt und damit Öl ins Feuer der Auseinandersetzungen zwischen Israel und Palästina gießt.

Wie so ein Vorgehen mit dem Anspruch der israelischen Regierung zu vereinbaren ist, Hüter der Gedenkstätte Yad Vashem sein zu wollen, müssen die Verantwortlichen der Weltöffentlichkeit erst noch erklären – ich erkenne darin nur noch eine riesige Heuchelei, die das Andenken der Opfer mit Füßen tritt.

Zum Abschluss noch der Tipp an Netanjahu und seine Mannschaft: weshalb weiht ihr nicht gleich auch noch eine Viktor-Orban-Allee, eine Marine-Le Pen-Klinik und eine Alexander-Gauland-Schule für gute Nachbarschaft ein? Dann hättet ihr beinahe alle Kotzbrocken des aktuellen Zeitgeschehens mit eingearbeitet.

Bleibt nur zu hoffen, dass die israelische Regierung sich die gleichen Architekten für das Projekt heranholen, die Stuttgart 21 und den Berliner Flughafen geplant haben, das geschähe ihnen recht.

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