Amerika hat gewählt ...
Amerika hat gewählt und die Welt ist entsetzt über das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen. Entgegen aller Umfragen vor allem der letzten Tage vor der Wahl, hat Donald Trump sich gegen Hillary Clinton durchgesetzt und wird der 45. Präsident der vereinigten Staaten sein.
Was kann man von dem Kandidaten, der sich im Wahlkampf an keine verbalen Grenzen mehr gehalten hat, erwarten? Welche seiner Ankündigungen wird er tatsächlich umsetzen? Wird er seine Konkurrentin ins Gefängnis stecken, wie er es mehrmals androhte? Wird er eine riesige Mauer an der Grenze zu Mexico bauen, um illegale Einwanderer abzuhalten, in die USA zu kommen?
Die Zeit wird zeigen, dass das Allermeiste davon nichts anderes als übles Wahlkampfgetöse eines Mannes gewesen ist, der sich durchaus bewusst darüber gewesen ist, dass er Grenzen überschritt und dies auch absichtlich forciert hat. Es muss ihm spätestens dann klar gewesen sein, als er einen innerparteilichen Konkurrenten nach dem anderen bei den Vorwahlen der Republikaner aus dem Rennen geschmissen hatte. Er wusste, dass seine verbalen Entgleisungen, seine Androhungen und sein absichtlich so dargestelltes plattes Weltbild bei einer großen Menge Amerikaner – vor allem männliche, weiße und zur sogenannten Unterschicht gehörende – ankommen.
Trumps größter Coup dabei ist sicher die Tatsache, dass er es schaffte, genau diesen Menschen vorzuspielen, er gehöre als Immobilienmilliardär nicht zur amerikanischen Elite, nicht zum sogenannten Establishment, das er andauernd beschimpfte. Die Treue seiner Anhänger ließ sich auch durch keinen aufgedeckten Skandal, durch keine Pleite, die er verursachte, durch keine Lüge, die er nachweislich verbreitete mehr mindern. Vor allem sein Hauptsatz: „make america great again“ scheint den Nerv seiner Wähler getroffen zu haben.
Genau an diesem Beispiel lässt sich aufzeigen, welcher Automatismus hinter dem Erfolg so vieler Populisten auch in anderen Ländern – vor allem in Europa – steckt, der in der jüngsten Zeit überall zu beobachten ist. Nationalismus, Separatismus, Rassismus und platte Antworten auf die Probleme und Sorgen der Menschen kommen offenbar an. Weshalb das so ist, liegt vielfach am fehlenden Blick auf bestimmte Zusammenhänge, welchen die Wähler solcher Populisten offensichtlich nicht besitzen oder es auch gar nicht so genau wissen wollen. Eigentlich hätte der Slogan „make america social again“ – „mach Amerika wieder sozial“ heißen müssen. Stattdessen setzen Trumps Anhänger also auf ein wiedererstarkendes Amerika, was immer auch genau damit gemeint sein soll.
„Wie früher“ soll es wieder werden, hörte man in Berichten aus dem Wahlkampf viele Menschen sagen. Sie meinen wahrscheinlich vor allem das Versprechen des sogenannten „amerikanischen Traums“ vom Häuschen im Vorort, dem Auto und dem sicheren Job in Verbindung mit dem Anspruch vieler Amerikaner, dass ihre vermeintliche Lebensweise, die im Grunde niemals Realität für die breite Masse gewesen ist, auf die ganze Welt überzustülpen sei. Sie haben nicht begriffen, dass dieser Traum durch ein korruptes, verkommenes und nur noch den Eliten dienendes Zweiparteien-System zwar versprochen aber niemals wirklich umgesetzt wurde. Am Ende wurde versucht, dieses Lügengebäude durch faule Kredite auf die Immobilien derjenigen aufrecht zu erhalten, die schon längst verloren hatten. Die Folgen davon konnte man mit Beginn der Krise 2008 erleben.
Was die Bewertung des Sieges von Trump hierzulande angeht, wird ständig mit allerlei Worthülsen gearbeitet aber niemand spricht das aus, was wirklich ist. Es handelt sich um die leider logische Folge des herrschenden Systems. Die USA sind ein Land im Endstadium des Kapitalismus mit einer tief entzweiten und völlig entsolidarisierten Gesellschaft, der die sogenannte Mittelschicht weggebrochen ist. Republikaner und Demokraten betreiben seit Jahrzehnten in unterschiedlicher Ausrichtung die selbe neoliberale, von wirtschaftlichen Lobbyverbänden bestimmte Politik, die auch einem Donald Trump nützt und die er mit Sicherheit nicht ändern wird.
Die gleiche Politik der Wirtschaftshörigkeit und des Lobbyismus wird auch in Europa und Deutschland von allen sich in Regierungsverantwortung befindlichen Parteien betrieben und fortgesetzt. Das „Entsetzen“ und die Verwunderung der etablierten Parteien und Politiker über das Erstarken von Rechtspopulisten in allen europäischen Ländern ist entweder geheuchelt oder Ausdruck großer Unkenntnis von Zusammenhängen, die historisch gesehen schon einmal passiert sind und als Anschauungsmaterial dienen könnten. Die „Sorgen der Menschen ernst nehmen“, lautet die politische Phrasendrescherei zumeist.
Die Leute seien „besorgt und fürchteten sich vor der Globalisierung“, heißt es in diesem Zusammenhang oft. In Wahrheit geht es nicht (nur) um Befürchtungen, sondern um ganz konkret erlebte Lebenssituation der Menschen. Dauerarbeitslosigkeit, Niedriglöhne, prekäre Beschäftigung, soziale Nöte oder schlicht die Furcht vor dem Abstieg in diese Ebene sind der Grund für das verlorene Vertrauen in die viel beschworene Demokratie, die in Wahrheit nur noch eine Ökonomokratie ist. Auch hierzulande wird den Leuten seit Jahrzehnten beigebracht, dass nicht Solidarität, sondern Eigenvorsorge richtig seien. Dass Leistung sich wieder „lohnen müsse“, dass Krankenhäuser vor allem wirtschaftlich sein müssten und dass man Kinder möglichst früh in Eliten und Verlierer aufzuteilen hätte.
Das und vieles Anderes sorgt für den gleichen Verfall einer Gesellschaft, in der vor allem die Verlierer dieser Ideologie sich abwenden und irgendwann den Populisten in die offenen Arme laufen, die zuerst immer die Schuldigen bei den noch Schwächeren (in dem Fall die Flüchtlinge, die Ausländer etc.) finden und damit einfache Antworten geben, um an die Macht zu gelangen.
Wenn sich also in Deutschland und Europa nicht endlich schnell, deutlich sichtbar und nachhaltig etwas an der Politik ändert (was aufgrund des Systems eigentlich gar nicht möglich ist), dann werden wir im nächsten (Wahl) Jahr ganz furchtbar deutlich erleben, wie die geistigen Brüder und Schwestern von Trump hier an Stimmen und an Macht gewinnen. Und was das bedeutet, will ich mir nicht ausmalen.
Was kann man von dem Kandidaten, der sich im Wahlkampf an keine verbalen Grenzen mehr gehalten hat, erwarten? Welche seiner Ankündigungen wird er tatsächlich umsetzen? Wird er seine Konkurrentin ins Gefängnis stecken, wie er es mehrmals androhte? Wird er eine riesige Mauer an der Grenze zu Mexico bauen, um illegale Einwanderer abzuhalten, in die USA zu kommen?
Die Zeit wird zeigen, dass das Allermeiste davon nichts anderes als übles Wahlkampfgetöse eines Mannes gewesen ist, der sich durchaus bewusst darüber gewesen ist, dass er Grenzen überschritt und dies auch absichtlich forciert hat. Es muss ihm spätestens dann klar gewesen sein, als er einen innerparteilichen Konkurrenten nach dem anderen bei den Vorwahlen der Republikaner aus dem Rennen geschmissen hatte. Er wusste, dass seine verbalen Entgleisungen, seine Androhungen und sein absichtlich so dargestelltes plattes Weltbild bei einer großen Menge Amerikaner – vor allem männliche, weiße und zur sogenannten Unterschicht gehörende – ankommen.
Trumps größter Coup dabei ist sicher die Tatsache, dass er es schaffte, genau diesen Menschen vorzuspielen, er gehöre als Immobilienmilliardär nicht zur amerikanischen Elite, nicht zum sogenannten Establishment, das er andauernd beschimpfte. Die Treue seiner Anhänger ließ sich auch durch keinen aufgedeckten Skandal, durch keine Pleite, die er verursachte, durch keine Lüge, die er nachweislich verbreitete mehr mindern. Vor allem sein Hauptsatz: „make america great again“ scheint den Nerv seiner Wähler getroffen zu haben.
Genau an diesem Beispiel lässt sich aufzeigen, welcher Automatismus hinter dem Erfolg so vieler Populisten auch in anderen Ländern – vor allem in Europa – steckt, der in der jüngsten Zeit überall zu beobachten ist. Nationalismus, Separatismus, Rassismus und platte Antworten auf die Probleme und Sorgen der Menschen kommen offenbar an. Weshalb das so ist, liegt vielfach am fehlenden Blick auf bestimmte Zusammenhänge, welchen die Wähler solcher Populisten offensichtlich nicht besitzen oder es auch gar nicht so genau wissen wollen. Eigentlich hätte der Slogan „make america social again“ – „mach Amerika wieder sozial“ heißen müssen. Stattdessen setzen Trumps Anhänger also auf ein wiedererstarkendes Amerika, was immer auch genau damit gemeint sein soll.
„Wie früher“ soll es wieder werden, hörte man in Berichten aus dem Wahlkampf viele Menschen sagen. Sie meinen wahrscheinlich vor allem das Versprechen des sogenannten „amerikanischen Traums“ vom Häuschen im Vorort, dem Auto und dem sicheren Job in Verbindung mit dem Anspruch vieler Amerikaner, dass ihre vermeintliche Lebensweise, die im Grunde niemals Realität für die breite Masse gewesen ist, auf die ganze Welt überzustülpen sei. Sie haben nicht begriffen, dass dieser Traum durch ein korruptes, verkommenes und nur noch den Eliten dienendes Zweiparteien-System zwar versprochen aber niemals wirklich umgesetzt wurde. Am Ende wurde versucht, dieses Lügengebäude durch faule Kredite auf die Immobilien derjenigen aufrecht zu erhalten, die schon längst verloren hatten. Die Folgen davon konnte man mit Beginn der Krise 2008 erleben.
Was die Bewertung des Sieges von Trump hierzulande angeht, wird ständig mit allerlei Worthülsen gearbeitet aber niemand spricht das aus, was wirklich ist. Es handelt sich um die leider logische Folge des herrschenden Systems. Die USA sind ein Land im Endstadium des Kapitalismus mit einer tief entzweiten und völlig entsolidarisierten Gesellschaft, der die sogenannte Mittelschicht weggebrochen ist. Republikaner und Demokraten betreiben seit Jahrzehnten in unterschiedlicher Ausrichtung die selbe neoliberale, von wirtschaftlichen Lobbyverbänden bestimmte Politik, die auch einem Donald Trump nützt und die er mit Sicherheit nicht ändern wird.
Die gleiche Politik der Wirtschaftshörigkeit und des Lobbyismus wird auch in Europa und Deutschland von allen sich in Regierungsverantwortung befindlichen Parteien betrieben und fortgesetzt. Das „Entsetzen“ und die Verwunderung der etablierten Parteien und Politiker über das Erstarken von Rechtspopulisten in allen europäischen Ländern ist entweder geheuchelt oder Ausdruck großer Unkenntnis von Zusammenhängen, die historisch gesehen schon einmal passiert sind und als Anschauungsmaterial dienen könnten. Die „Sorgen der Menschen ernst nehmen“, lautet die politische Phrasendrescherei zumeist.
Die Leute seien „besorgt und fürchteten sich vor der Globalisierung“, heißt es in diesem Zusammenhang oft. In Wahrheit geht es nicht (nur) um Befürchtungen, sondern um ganz konkret erlebte Lebenssituation der Menschen. Dauerarbeitslosigkeit, Niedriglöhne, prekäre Beschäftigung, soziale Nöte oder schlicht die Furcht vor dem Abstieg in diese Ebene sind der Grund für das verlorene Vertrauen in die viel beschworene Demokratie, die in Wahrheit nur noch eine Ökonomokratie ist. Auch hierzulande wird den Leuten seit Jahrzehnten beigebracht, dass nicht Solidarität, sondern Eigenvorsorge richtig seien. Dass Leistung sich wieder „lohnen müsse“, dass Krankenhäuser vor allem wirtschaftlich sein müssten und dass man Kinder möglichst früh in Eliten und Verlierer aufzuteilen hätte.
Das und vieles Anderes sorgt für den gleichen Verfall einer Gesellschaft, in der vor allem die Verlierer dieser Ideologie sich abwenden und irgendwann den Populisten in die offenen Arme laufen, die zuerst immer die Schuldigen bei den noch Schwächeren (in dem Fall die Flüchtlinge, die Ausländer etc.) finden und damit einfache Antworten geben, um an die Macht zu gelangen.
Wenn sich also in Deutschland und Europa nicht endlich schnell, deutlich sichtbar und nachhaltig etwas an der Politik ändert (was aufgrund des Systems eigentlich gar nicht möglich ist), dann werden wir im nächsten (Wahl) Jahr ganz furchtbar deutlich erleben, wie die geistigen Brüder und Schwestern von Trump hier an Stimmen und an Macht gewinnen. Und was das bedeutet, will ich mir nicht ausmalen.
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