Nizza
Und wieder hat es mit Nizza einen verheerenden Anschlag in Frankreich mit vielen Opfern gegeben – und wieder wird sogleich als Reflex darauf die Phrasendreschmaschinerie der Politik angeworfen und die aus meiner Sicht inzwischen unerträglichen Floskeln werden herausgespeichelt.
Außenminister Frank Walter Steinmeier schwafelt vom „Zusammenstehen gegen den Terrorismus“, Angela Merkel quatscht von der „bedingungslosen Solidarität mit Frankreich“ und alle palavern wieder mal über das „tiefe Mitgefühl mit den Opfern und deren Familien“.
Die Rezepte, die sie haben, sind meiner Meinung nach ebenso unerträglich und zeigen im Grunde die ganze Heuchelei auf, die mit dem Kreislauf aus Ursachen und Wirkungen dieses unbeschreiblichen Hasses zu tun hat. Frankreichs Präsident Holland erklärt noch in der Nacht des Anschlags die Verlängerung des Ausnahmezustandes (also der Einschränkung demokratischer Grundrechte) und wirkt so eigentlich genau gegen den Grundgedanken des Feiertages am 14. Juli, an dem die Franzosen sich mit dem Sturm auf die Bastille aus dem Absolutismus zu befreien versucht hatten und weswegen sie u.a. in Nizza feierten.
Ins gleiche Horn bläst im Auftrag der deutschen Bundesregierung Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, wenn sie die Aufstockung der Einsatzkräfte der Bundeswehr ankündigt und allen Ernstes darlegt, dass Deutschland „wieder führen wolle“ (hatten wir vor rund 70 Jahren schon mal) und endlich „mehr Verantwortung in der Welt übernehmen müsse“, weil andere Nationen das angeblich kaum noch abwarten könnten. Mit anderen Worten bedeutet diese verbale und auch reale Aufrüstung nichts Anderes, als sich noch tiefer ins Getümmel der weltweiten Konflikte zu stürzen, um die „westlichen Werte“ zu verteidigen.
Dabei benutzt sie natürlich die üblichen Synonyme „Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“, die uns immer wieder um die Ohren gehauen werden, wenn es darum geht, Akzeptanz für diese Art Politik in der Bevölkerung zu erlangen. In Wahrheit geht es nur (und schon immer!) um die Werte ungehinderter Zugang zu Rohstoffen und Märkten, und zwar in Konkurrenz zu den USA und China als neuen globalen „Mitspieler“. Und dafür ist man auch bereit, Leben derjenigen jungen Menschen zu opfern, die sich (wie auch schon immer) dafür hergeben, weil sie glauben, damit dem „Vaterland“ zu dienen. Genau diese rein wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen haben in den Jahrzehnten zuvor im Eigeninteresse zunächst Kolonialisierung mit unsäglichem Leid betrieben, später dann Demokratien abgesetzt, Diktatoren gestützt, diese wieder unter fadenscheinigen Gründen beseitigt, wenn sie nicht so funktionierten, wie gewünscht, und ganze Länder in Schutt und Asche gebombt – alles für die westlichen Werte und die Freiheit!
Aus den Ruinen sind aber denkwürdigerweise keine friedlichen Demokraten entstiegen, sondern Menschen voller Hass, von denen sich einige in pervertierte Ideologien hineinsteigerten und aus denen dann solche Organisationen wie der sogenannte „Islamische Staat“ wurden. Als Spitze der Heuchelei werden dann noch Staaten mit Waffen beliefert, die sich insgeheim (oder auch ausdrücklich) als Unterstützer des IS bezeichnen und deren Vertreter teilweise in den Aufsichtsräten bedeutender deutscher Unternehmen sitzen, oder entsprechende Aktienanteile daran haben. Dass die Anzahl der Waffenlieferungen aus Deutschland insgesamt in diesem Jahr wieder einen Rekordwert erreicht hat, verdeutlicht diese verlogene Doppelzüngigkeit von „aufrichtiger Anteilnahme mit den Opfern“ und „Notwendigkeit für unsere Wirtschaftsleistung“ noch mehr.
Gegen eine solche Entwicklung kann man keinen „Krieg gegen den Terror“ führen und man kann offenbar auch solche Anschläge wie in Nizza nicht verhindern. Der Täter war den Presseberichten zufolge noch nicht einmal zuvor durch Radikalisierung aufgefallen, hatte aber offenbar die Anleitungen des IS im Internet gelesen, nach denen man „mit einfachen Mitteln möglichst viel Leid“ verursachen kann. Solch abartiges Gedankengut kann man mit noch so viel militärischer Stärke und mit Bombenabwürfen auf die vermeintlichen Stellungen der Terroristen nicht ändern – zumal noch die soziale Situation solcher Leute in den Ghettos von Frankreichs Großstädten dafür sorgt, dass aus einem sogenannten „Kleinkriminellen“ plötzlich ein Amoktäter wird, weil sein persönliches Leben vollkommen aus dem Ruder läuft. Das soll keine Entschuldigung für diese furchtbare Tat sein, aber vielleicht ist es eine Erklärung dafür, wie so etwas zustande kommt.
Die Zeche für all das zahlen die unschuldigen Opfer und somit auch potenziell wir alle, die wir in der „westlichen Welt“ und ihren „Werten“ leben. Es wäre sicher zynisch das gegen das Leid der Menschen z.B. in den zerbombten Städten in Syrien, dem Irak oder in Afghanistan aufzurechnen, aber ein Stück weit müssen wir uns diesen Spiegel auch vorhalten – zumindest dann, wenn wir das alles immer nur als eigentlich Verantwortung tragende Demokraten ignorieren, wegschauen und die Zusammenhänge nicht erkennen oder das gar billigend dulden. Mit noch mehr Kriegseinsätzen die kapitalistischen ... Verzeihung, die westlichen Werte weiter so durchzusetzen und den Krieg somit in unser Leben zu tragen, anstatt endlich aktiv eine andere Politik einzufordern, wird nicht funktionieren. Da reicht es auch nicht, hier bei FB sein Profil wieder mit der französischen Flagge zu schmücken – genau wie es nicht reicht, Texte dazu zu schreiben, um seiner Ohnmacht ein wenig Luft zu verschaffen. Und selbst bei einer tatsächlichen Umkehr, die einer Revolution gleichkäme, würde es wahrscheinlich ebenfalls Jahrzehnte dauern, bis der Hass und das unsägliche Leid „herausgewachsen“ wären.
Ich persönlich glaube aber leider, dass eher der Papst ins Dschungelcamp einziehen wird, als dass sich Vernunft und Humanismus gegen die Gier und die Herrschsucht unserer Welt durchsetzen. Schade um die vielen unschuldigen Leben, die sinnlos ausgelöscht werden. Wie Freddie Mercury schon sang: „This could be heaven ...“
Außenminister Frank Walter Steinmeier schwafelt vom „Zusammenstehen gegen den Terrorismus“, Angela Merkel quatscht von der „bedingungslosen Solidarität mit Frankreich“ und alle palavern wieder mal über das „tiefe Mitgefühl mit den Opfern und deren Familien“.
Die Rezepte, die sie haben, sind meiner Meinung nach ebenso unerträglich und zeigen im Grunde die ganze Heuchelei auf, die mit dem Kreislauf aus Ursachen und Wirkungen dieses unbeschreiblichen Hasses zu tun hat. Frankreichs Präsident Holland erklärt noch in der Nacht des Anschlags die Verlängerung des Ausnahmezustandes (also der Einschränkung demokratischer Grundrechte) und wirkt so eigentlich genau gegen den Grundgedanken des Feiertages am 14. Juli, an dem die Franzosen sich mit dem Sturm auf die Bastille aus dem Absolutismus zu befreien versucht hatten und weswegen sie u.a. in Nizza feierten.
Ins gleiche Horn bläst im Auftrag der deutschen Bundesregierung Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, wenn sie die Aufstockung der Einsatzkräfte der Bundeswehr ankündigt und allen Ernstes darlegt, dass Deutschland „wieder führen wolle“ (hatten wir vor rund 70 Jahren schon mal) und endlich „mehr Verantwortung in der Welt übernehmen müsse“, weil andere Nationen das angeblich kaum noch abwarten könnten. Mit anderen Worten bedeutet diese verbale und auch reale Aufrüstung nichts Anderes, als sich noch tiefer ins Getümmel der weltweiten Konflikte zu stürzen, um die „westlichen Werte“ zu verteidigen.
Dabei benutzt sie natürlich die üblichen Synonyme „Freiheit, Demokratie und Menschenrechte“, die uns immer wieder um die Ohren gehauen werden, wenn es darum geht, Akzeptanz für diese Art Politik in der Bevölkerung zu erlangen. In Wahrheit geht es nur (und schon immer!) um die Werte ungehinderter Zugang zu Rohstoffen und Märkten, und zwar in Konkurrenz zu den USA und China als neuen globalen „Mitspieler“. Und dafür ist man auch bereit, Leben derjenigen jungen Menschen zu opfern, die sich (wie auch schon immer) dafür hergeben, weil sie glauben, damit dem „Vaterland“ zu dienen. Genau diese rein wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen haben in den Jahrzehnten zuvor im Eigeninteresse zunächst Kolonialisierung mit unsäglichem Leid betrieben, später dann Demokratien abgesetzt, Diktatoren gestützt, diese wieder unter fadenscheinigen Gründen beseitigt, wenn sie nicht so funktionierten, wie gewünscht, und ganze Länder in Schutt und Asche gebombt – alles für die westlichen Werte und die Freiheit!
Aus den Ruinen sind aber denkwürdigerweise keine friedlichen Demokraten entstiegen, sondern Menschen voller Hass, von denen sich einige in pervertierte Ideologien hineinsteigerten und aus denen dann solche Organisationen wie der sogenannte „Islamische Staat“ wurden. Als Spitze der Heuchelei werden dann noch Staaten mit Waffen beliefert, die sich insgeheim (oder auch ausdrücklich) als Unterstützer des IS bezeichnen und deren Vertreter teilweise in den Aufsichtsräten bedeutender deutscher Unternehmen sitzen, oder entsprechende Aktienanteile daran haben. Dass die Anzahl der Waffenlieferungen aus Deutschland insgesamt in diesem Jahr wieder einen Rekordwert erreicht hat, verdeutlicht diese verlogene Doppelzüngigkeit von „aufrichtiger Anteilnahme mit den Opfern“ und „Notwendigkeit für unsere Wirtschaftsleistung“ noch mehr.
Gegen eine solche Entwicklung kann man keinen „Krieg gegen den Terror“ führen und man kann offenbar auch solche Anschläge wie in Nizza nicht verhindern. Der Täter war den Presseberichten zufolge noch nicht einmal zuvor durch Radikalisierung aufgefallen, hatte aber offenbar die Anleitungen des IS im Internet gelesen, nach denen man „mit einfachen Mitteln möglichst viel Leid“ verursachen kann. Solch abartiges Gedankengut kann man mit noch so viel militärischer Stärke und mit Bombenabwürfen auf die vermeintlichen Stellungen der Terroristen nicht ändern – zumal noch die soziale Situation solcher Leute in den Ghettos von Frankreichs Großstädten dafür sorgt, dass aus einem sogenannten „Kleinkriminellen“ plötzlich ein Amoktäter wird, weil sein persönliches Leben vollkommen aus dem Ruder läuft. Das soll keine Entschuldigung für diese furchtbare Tat sein, aber vielleicht ist es eine Erklärung dafür, wie so etwas zustande kommt.
Die Zeche für all das zahlen die unschuldigen Opfer und somit auch potenziell wir alle, die wir in der „westlichen Welt“ und ihren „Werten“ leben. Es wäre sicher zynisch das gegen das Leid der Menschen z.B. in den zerbombten Städten in Syrien, dem Irak oder in Afghanistan aufzurechnen, aber ein Stück weit müssen wir uns diesen Spiegel auch vorhalten – zumindest dann, wenn wir das alles immer nur als eigentlich Verantwortung tragende Demokraten ignorieren, wegschauen und die Zusammenhänge nicht erkennen oder das gar billigend dulden. Mit noch mehr Kriegseinsätzen die kapitalistischen ... Verzeihung, die westlichen Werte weiter so durchzusetzen und den Krieg somit in unser Leben zu tragen, anstatt endlich aktiv eine andere Politik einzufordern, wird nicht funktionieren. Da reicht es auch nicht, hier bei FB sein Profil wieder mit der französischen Flagge zu schmücken – genau wie es nicht reicht, Texte dazu zu schreiben, um seiner Ohnmacht ein wenig Luft zu verschaffen. Und selbst bei einer tatsächlichen Umkehr, die einer Revolution gleichkäme, würde es wahrscheinlich ebenfalls Jahrzehnte dauern, bis der Hass und das unsägliche Leid „herausgewachsen“ wären.
Ich persönlich glaube aber leider, dass eher der Papst ins Dschungelcamp einziehen wird, als dass sich Vernunft und Humanismus gegen die Gier und die Herrschsucht unserer Welt durchsetzen. Schade um die vielen unschuldigen Leben, die sinnlos ausgelöscht werden. Wie Freddie Mercury schon sang: „This could be heaven ...“
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